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Schreckensdiagnose Hufrehe

Jeder, der mit Pferden zu tun hat kennt und fürchtet sie: die Hufrehe. Wie entsteht sie eigentlich? Was genau passiert bei einer Hufrehe? Was kann ich tun, um vorzubeugen und welche Schritte unternehme ich, wenn es doch dazu kommt?

Vielen sind die pathologischen Vorgänge im Körper bei dieser Krankheit nicht bewusst. Hufrehe ist leider eine sehr weit verbreitete Krankheit, die unter den orthopädischen Krankheiten eine hohe Rate an Todesfällen fordert. Daher finden wir, dass es für jeden Pferdebesitzer wichtig ist, ein paar Informationen zu kennen.

Hufrehe verstehen: Um die Krankheit zu verstehen, ist es grundsätzlich wichtig zu wissen, dass das Hufbein nicht in der Hornkapsel / Hornschuh steht, sondern durch bestimmte Mechanismen „aufgehängt“ ist. Zu der genauen Anatomie gibt es hier ein erklärendes Video. Video Anatomie Hufrehe Bei der Erkrankung Hufrehe kommt es zu einer Entzündung und Nekrose dieses Aufhängeapparats / Blättchenapparats, sodass er sich nach und nach auflöst. Dadurch kann es zu einer Rotation und/oder Senkung des Hufbeins kommen (siehe Vergleichsröntgenbilder). Dies führt dann zu einer verminderten Durchblutung im Huf. Es entsteht ein „Teufelskreis“. Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Hufrehe auslösen können:

  1. Überlastungsrehe,

  2. endokrinologische Ursachen (EMS & Cushing),

  3. endotoxinbedingte Rehe (Kolik, Nachgeburtsverhalten, Sepsis),

  4. fütterungsbedingte Rehe,

  5. medikamentöse Rehe (z.B. durch Cortison).

Betroffene Pferde zeigen bereits im Schritt eine deutliche Trachtenfußung, hochgradigen Wendeschmerz und trippeln von einem Bein auf das andere. Sind beide Vorderbeine betroffen, was meistens der Fall ist, werden diese weit nach vorne gestellt, um zu Entlasten. In schlimmen bzw. fortgeschrittenen Fällen müssen die Pferde gezwungen werden, sich überhaupt ein paar Schritte zu bewegen. Häufig kann ein deutliches Schmerzverhalten beobachtet werden - hochgezogener Bauch und geblähte Nüstern, sowie erhöhte Puls- und Atemfrequenz. Die Pulsation der Hauptmittelfußarterien ist deutlich vermehrt und gut fühlbar. In den meisten Fällen einer akuten Rehe sind beide Vorderbeine erkrankt, in seltenen Fällen können aber auch alle vier Hufe betroffen sein.


Diagnostik

Grundsätzlich kann man die Diagnostik unterteilen in:

1. Klinische Untersuchung,

2. Röntgenologische Untersuchung,

3. Venographische Untersuchung.


Bei der klinischen Untersuchung wird zuerst das gesamte Pferd beurteilt. Hierbei wird auf die Körperhaltung des Pferdes, den Mobilitätsgrad, den Body Condition Score, sowie das Vorhandensein und Verlagerung des Körpergewichtes geachtet. Weiterhin beurteilt man den Schweregrad der Schmerzen v.a. in Bewegung und Wendung, sowie die Frequenz und Qualität der Pulsation der Digitalarterien. Am Huf selbst werden sichtbare und/oder palpierbare Veränderungen des Kronsaumes beurteilt und Wand und Sohle der Hufpkapsel werden angeschaut. Auch am Hufe aufheben, kann erkannt werden, ob das Pferd auf der anderen Seite schmerzhaft reagiert. Weiterhin wird der Huf mit einer Hufzange abgedrückt. Pferde mit Hufrehe (v.a. mit beginnender Rotation des Hufbeines) sind häufig im Bereich der Huf-/Zehenspitze empfindlich und reagieren mit Wegziehen des Beines.

Neben der klinischen Untersuchung sollten auch immer Röntgenbilder gemacht werden. Die röntgenlogische Untersuchung sollte bestenfalls direkt am Anfang eines Reheschubes durchgeführt werden, um zu wissen, wie weit die Rehe fortgeschritten ist und um später Vergleichsbilder zu haben, was für die Prognose von großer Bedeutung ist. Pro Huf werden mind. zwei Röntgenbilder angefertigt, um beurteilen zu können, ob das Hufbein bereits in der Hornkapsel rotiert oder gesunken ist.

Bei der venographischen Untersuchung wird dem Pferd im Stehen, nach Anlegen eines Staus, ein Kontrastmittel in die Zehenvene injiziert und dann röntgenologisch die Durchblutung im Huf dargestellt. Bei uns in der Klinik fertigen wir mehrere Röntgenbilder hintereinander mit verschiedener Winkelung des Hufes an. Wird der Winkel hinten erhöht, kann es sein, dass die Durchblutung besser wird. Diese Untersuchung führen wir meistens mit den Hufschmieden durch, mit denen wir zusammen arbeiten. Dabei wird ein spezieller Winkelmesser verwendet, der den genauen Winkel angeben kann, ab wann die Durchblutung besser wird. Somit kann dann ein passender Beschlag angefertigt werden. Generell gibt es 4 Gradeinteilungen der Hufrehe, die Aufschluss darüber geben, in welchem Stadium sich der Patient befindet.



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